Vierdaagse-Loop: Europäisches Wander-Großereignis in den Niederlanden

Dass Europa viele wunderschöne Wanderregionen zu bieten hat, ist kein Geheimnis. Doch wer ans Wandern denkt, hat meist Berge und Almen vor Augen. Österreich, die Schweiz, Mittel- und Süddeutschland, aber auch Frankreich und Slowenien sind erste Adressen für abwechslungsreiche Wanderferien. Dass ausgerechnet in den Niederlanden ein weit über Europas Grenzen hinaus bekanntes Wanderevent der Extraklasse stattfindet, ist dennoch keine Überraschung.

Die Niederlande sind eine engagierte Wandernation

Wandern hat in den Niederlanden eine lange Tradition. Tatsächlich gibt es hier unzählige kleiner Wandervereine, Stiftungen und Organisationen, die sich mit den vielfältigen – auch gesundheitlichen – Aspekten regelmäßigen Wanderns beschäftigen. Die Regierung fördert gesundheitsbewusstes Verhalten und auch die Mitglieder des Königshauses gehen mit gutem Beispiel voran. So lief zum Beispiel Prinz Claus 1967 bei dem Mega-Event mit, wie in diesen Originalaufnahmen auf https://www.youtube.com/watch?v=cUIa5WB0Ij8 zu sehen ist. Zum 100-jährigen Jubiläum reiste der regierende König Willem-Alexander an, um die Wanderer am Ziel zu beglückwünschen.

Wandern von klein an

Bereits in den Kindergärten und Grundschulen werden Wandertage angeboten, die allerdings einen wesentlich größeren Umfang haben als in Deutschland üblich. In den Sommermonaten finden beispielsweise an mehreren aufeinander folgenden Tagen gesellige Abendwanderungen statt. Alle Schulkinder nehmen daran teil und wanden an zwei bis vier Tagen hintereinander in den frühen Abendstunden Routen rund um ihren Heimatort. Dieses frühzeitige Wandern von Kindesbeinen an schlägt sich später in allen Altersklassen fort. Wer an einem Wochenende irgendwo in den Niederlanden durch ein hübsches Waldgebiet spaziert, wird bestimmt schon bald einem oder mehreren Wanderern begegnen. Jung und Alt wandern gemeinsam und sogar junge Eltern mit geländegängigen Kinderwägen sind auf den gut ausgeschilderten Wanderwegen unterwegs.

Vierdaagse: Seit 1909 etabliert

Bereits seit mehr als 100 Jahren gibt es das Mega-Event mit der Bezeichnung „Vierdaagse“. Einst sollte es niederländischen Soldaten mehr Kondition beibringen, inzwischen ist es längst Volksgut geworden. Vierdaagse bedeutet so viel wie „die Viertägige“ und soll ausdrücken, dass an vier aufeinanderfolgenden Tagen Wanderungen stattfinden. Das klingt erst mal wenig spektakulär, doch die Veranstaltung hat einen weltweiten Ruf. Jahr für Jahr kommen zigtausende Starter in die Niederlande. Sie reisen buchstäblich aus aller Welt an, denn wer als Wanderer etwas auf sich hält, der muss einmal im Leben bei den Vierdaagse gewesen sein.

Einreise: Zeit zur Akklimatisierung einplanen

Viele, die zum ersten Mal in den Niederlanden mitwandern wollen, kommen von weit her. Oft leben sie in anderen klimatischen Regionen. Die Niederlande sind zwar flach, doch einfach ist das anspruchsvolle Event, das ohne Berge auskommt, nicht zu bewältigen. Es ist tatsächlich eine große Belastung für den Geist und den Körper. Die Luftfeuchtigkeit in Gelderland, das ist die Provinz, in der die Stadt Nijmegen als Zentrum der Veranstaltung liegt, ist recht hoch. Wissenswertes über Gelderland ist unter https://www.gelderland.nl/Provinz-Gelderland zu finden. Die Niederlande liegen zum Teil unter dem Meeresspiegel, nur die Deiche zur Nordsee halten das Meer zurück. Niederländer sind Meister des Wasserbaus, es gibt Polder und Sümpfe – kurz gesagt: Wer hohe Luftfeuchtigkeit nicht gewöhnt ist, sollte so früh möglich zwecks Akklimatisierung nach Nimwegen kommen.

Einreise in die Niederlande

Für EU-Mitgliedstaaten ist die Einreise in die Niederlande unkompliziert. Ein Personalausweis reicht aus, um über die inzwischen aufgelösten Grenzen einzureisen. Auch, wenn es keinen Zoll und keine Kontrollen an der Grenze gibt, das Mitführen von Ausweispapieren ist auch in den Niederlanden grundsätzlich Pflicht. Als Reisedokument kommen die folgenden infrage:

  • Reisepass
  • vorläufiger Reisepass
  • Personalausweis
  • vorläufiger Personalausweis
  • Kinderreisepass

Bürger der EU-Mitgliedstaaten müssen weder Einreiseanträge noch Visa beantragen.

Einreise in die Niederlande für Wanderer mit einem Herkunftsland außerhalb des Schengenraums

Für Reisende, die aus einem bestimmten Herkunftsland außerhalb des Schengenraums stammen, sehen die Einreisebedingungen anders aus. Für sie ist verpflichtend eine ETIAS Genehmigung nötig. ETIAS steht für European Travel Information and Authorization System und bedeutet „europäisches Reise Informations- und Autorisierungssystem. Dabei handelt es sich um ein Programm, dass die Visumspflicht für viele Länder außerhalb des Schengenraums abschafft und gleichzeitig die Grenzen des Schengenraums schützt. Im Zuge der Antragstellung werden bereits eine ganze Reihe von Merkmalen überprüft, um Besucher herauszufiltern, die als potenzielle Bedrohung für die Länder des Schengenraums eingestuft werden könnten. Insgesamt haben 26 Länder in Europa – unter ihnen auch die Niederlande – und 60 Länder außerhalb des Schengenraums eine Übereinkunft im Rahmen des ETIAS-Abkommens zur Visumsbefreiung getroffen.  Eine Auflistung der teilnehmenden ETIAS-Länder, Information zur Antragstellung und zum Ablauf sind unter https://www.etiasvisa.com/de zu finden.

Was erwartet die Wanderer auf dem Vierdaagse-Festival?

Je nach Geburtsjahrgang werden die Teilnehmer für verschieden lange Touren eingeteilt. Die Streckenlängen liegen bei 30, 40 oder 50 Kilometer am Tag. Dabei kommen entsprechend 120, 160 oder 200 Kilometer zusammen. Die Routenführung ist typisch für die Niederlande: Es sind 4 Strecken in Form eines Kleeblatts, die allesamt in Nijmegen (Provinz Gelderland) starten und auch wieder dort enden. An vier Tagen hintereinander laufen die Teilnehmer die jeweils gewählte Routenlänge. Die Startzeit liegt zwischen vier und acht Uhr morgens, bis 17 Uhr müssen die Teilnehmer am Ziel sein. Wer das nicht schafft, wird disqualifiziert. Die Regeln sind auf https://www.4daagse.nl/en/registration/regulations.html hinterlegt.

Vorbereitung: Training und Einreise

Mit Blick auf die enorme Strecke innerhalb weniger Tage ist klar, dass es eine akribische Vorbereitung braucht. In den Niederlanden werden Trainingsprogramme angeboten, die bereits im Februar eines Jahres starten. Das Event findet in der Regel in der zweiten Julihälfte statt, sodass auf der Hand liegt, dass einer professionellen Vorbereitung rund sechs Monate Zeit beansprucht. Für Wanderfreaks, die nicht das Glück haben, an einem der begehrten Kurse direkt in den Niederlanden teilzunehmen, halten Profis diese Tipps bereit:

• mindestens 6 Monate lang regelmäßig bei Wind und Wetter trainieren
• sehr gutes Schuhwerk tragen
• wettergerechte, variabel tragbare Kleidung wählen
• regelmäßig ausreichend essen und trinken
• anspruchsvollere Streckenprofile im Training gehen
• sich einer Gruppe anschließen und gemeinsam wandern

Spektakuläre Rahmenprogramm für Nicht- Wanderer

Neben dem eigentlichen Zweck, nämlich dem sportlichen Großereignis, hat sich rund um das Event eine ganz eigene Veranstaltungswelt gebildet. Nimwegen feiert eine Woche lang ein farbenfrohes, lautes und geselliges Straßenfest mit hunderten von Live-Acts, die kostenlos sind. Große Namen internationaler Pop- und Rockstars stehen dabei genauso auf dem Programm wie Nachwuchsbands und Straßenmusikanten. Wer also nicht mitwandert kann durchaus im Rahmen eines Kurzurlaubs einen Feier-Marathon hinlegen, der so in Europa mit Sicherheit Seltenheitswert hat.